ISTAF INDOOR Berlin: 1.500 Fans feiern die Leichtathletik

Montag, 07. Februar 2022


Die Latte tanz­te auf und ab – und fiel dann doch noch zu Boden: Ganz knapp ver­pass­te Armand Duplantis beim ISTAF INDOOR in der Berliner Mercedes-Benz Arena einen neu­en Weltrekord. Der welt­bes­te Stabhochspringer schenk­te den 1.500 Berlinern den­noch einen neu­en Meetingrekord. Und zu fei­ern hat­ten die Leichtathletik-Fans noch zahl­rei­che wei­te­re Top-Leistungen, unter ande­rem einen Südamerika-Rekord über 60 Meter Hürden und einen span­nen­den Weitsprung-Wettbewerb.

Armand Duplantis reck­te die Hände in die Höhe, die Flammenwerfer spuck­ten als Zeichen eines gül­ti­gen Sprungs schon Feuer und der Weltrekord-Jubel lag den 1.500 Fans in der Mercedes-Benz Arena beim ISTAF Indoor auf den Lippen. Doch die neue Stabhochsprung-Bestmarke (6,19 m) soll­te an die­sem Abend ganz knapp nicht fal­len. Der Schwede hat­te die Latte nur hauch­zart mit dem Oberkörper berührt. Das genügte.

Jubeln durf­te der bes­te Stabhochspringer der Welt trotz­dem. Über 6,03 Meter und den neu­en Meetingrekord. „Ich habe alle Teile des Puzzles zusam­men, um Weltrekord zu sprin­gen. Die Zuschauer haben wirk­lich viel für mich getan. Ich habe es wirk­lich genos­sen, in Berlin zu sein, und es ist nicht das letz­te Mal gewe­sen“, so Armand Duplantis. In einem spek­ta­ku­lä­ren Wettkampf beleg­te KC Lightfoot mit star­ken 5,92 Metern Rang zwei. Der Sechs-Meter-Springer aus den USA hat­te Armand Duplantis zwi­schen­zeit­lich sogar die Führung abgeknöpft.

Eine blitz­saube­re Serie leg­te Oleg Zernikel auf Rang drei hin. Der Deutsche Meister vom ASV Landau meis­ter­te alle Höhen bis ein­schließ­lich 5,81 Meter im ers­ten Versuch. Damit stei­ger­te er sei­ne Hallen-Bestleistung um neun Zentimeter und schaff­te exakt die Norm für die Hallen-WM Mitte März in Belgrad. „Die Sprünge haben sich extrem gut ange­fühlt. Es ist ein gutes Zeichen, dass ich heu­te jede Höhe im ers­ten Versuch geschafft habe. Jetzt muss ich mei­ne Kräfte spa­ren, um bei den nächs­ten Wettkämpfen schnel­ler auf 5,80 oder sogar 5,90 Meter zu kom­men“, freu­te sich Oleg Zernikel nach sei­ner Bestleistung.

Erstmals in die­ser Saison star­te­te Malaika Mihambo von der LG Kurpfalz in einem Weitsprungwettbewerb, nach­dem sie zum Aufwärmen den 60-Meter-Vorlauf genutzt hat­te. Allerdings hat­te sie Probleme, die unter­schied­li­che Lauftechnik umzu­set­zen. „Ich konn­te es erst zum fünf­ten Versuch kor­ri­gie­ren. Dort gelang ihr der ers­te gül­ti­ge und letzt­lich bes­te Durchgang mit 6,66 Meter. Das reich­te zu Rang drei wei­ten­gleich mit der Zweiten Merle Homeier von der LG Göttingen, die einen star­ken Wettkampf zeig­te und ihre Hallenbestleistung um zehn Zentimeter stei­ger­te. Den Sieg sicher­te sich die Dritte der ver­gan­ge­nen Hallen-EM, die Schwedin Khaddi Sagnia mit 6,68 Metern.

Der Sprint-Cäsar auf der Laufbahn hieß in Berlin Marcell Jacobs. Der 100-Meter-Olympiasieger aus Italien stürm­te dem 60-Meter-Feld vor­aus und sieg­te spie­lend in 6,51 Sekunden. Damit revan­chier­te er sich für die Niederlage vor einem Jahr gegen Arthur Cissé (Elfenbeinküste), der sich mit 6,60 Sekunden Platz zwei vor Jimmy Vicaut (Frankreich; 6,61 sec) sicher­te. Der deut­sche Rekordhalter Kevin Kranz schramm­te als Vierter in 6,62 Sekunden knapp am Podium vorbei.

Letztes Jahr habe ich mei­ne Saison in Berlin begon­nen und es war der Beginn eines unver­gess­li­chen Jahres. Es war also ein guter Grund, hier wie­der anzu­fan­gen. Ich bedan­ke mich bei allen, die hier sind, und hof­fe auf eine noch bes­se­re Saison“, erklär­te Doppel-Olympiasieger Marcell Jacobs, der bei sei­nem Saisoneinstand nur vier Hundertstel an sei­ner Bestzeit vorbeischrammte.

Bei den Frauen zeig­te Daryll Neita eine Gala-Vorstellung. Die Bronzemedaillengewinnerin bei den Olympischen Spielen mit der bri­ti­schen Sprintstaffel stürm­te im Vorlauf (7,18 sec) und im Finale (7,15 sec) gleich zu zwei neu­en Bestzeiten über 60 Meter. „Ich bin sehr zufrie­den. 2021 habe ich mei­ne Saison in Berlin mit dem 100-Meter-Sieg beim ISTAF been­det. Es war also groß­ar­tig, zurück­zu­kom­men und auch noch zu gewin­nen. Ich glau­be, Berlin hat etwas Besonderes für mich. Ich lie­be es“, jubel­te die Britin nach ihrem dop­pel­ten Bestzeit-Coup.

Auch die Italienerin Zaynab Dosso (7,28 sec) und Sophia Junk (7,29 sec) als Dritte nutz­ten die schnel­le blaue Bahn zu neu­en Bestzeiten. Die 22-Jährige von der LG Rhein-Wied blieb damit sogar eine Hundertstel unter der Hallen-WM-Norm für Belgrad. „Mit einer Bestleistung kann man stolz sein, das Publikum hat mich total beflü­gelt“, so Sophia Junk.

Drei Hundertstel dahin­ter sor­tier­te sich Sprint-Ass Gina Lückenkemper bei ihrem ers­ten Hallenrennen nach 1099 Tagen auf Platz fünf ein. „Im Vorlauf hat mir das Feuer gefehlt, im Finale lief es bes­ser. Für die ers­ten Hallenrennen nach drei Jahren kann ich zufrie­den sein. Klar waren die Rennen aus­bau­fä­hig, aber ein Schritt in die rich­ti­ge Richtung“, sag­te die Vize-Europameisterin nach dem Aufritt bei ihrem Lieblingsmeeting.

Eng ging es zu im Finale über 60 Meter Hürden, zumin­dest bis kurz vor die Ziellinie. Nach der letz­ten Hürde setz­te sich Aurel Manga leicht ab, der Franzose sieg­te in 7,62 Sekunden. Die wei­te­ren vier gestar­te­ten Hürdensprinter lie­fen inner­halb von zwei Hundertstelsekunden ein. Drei Tausendstelsekunden trenn­ten den Niederländer Koen Smet und Rafael Pereira aus Brasilien, der im Vorlauf den süd­ame­ri­ka­ni­schen Rekord auf 7,58 Sekunden gedrückt hat­te (bei­de 7,68 sec). Vierter wur­de der frü­he­re Hallen-WM-Fünfte Gregor Traber (LAV Stadtwerke Tübingen/7,69 sec). Über 60 Meter Hürden blieb bei den Frauen Reeta Hurske aus Finnland als ein­zi­ge Sprinterin unter acht Sekunden (7,99 sec). Zweite wur­de die Niederländerin Zoe Sedney (8,05 sec) vor Hurskes Landsfrau Nooralotta Neziri (8,08 sec).

Meeting-Direkor Martin Seeber: „Ein herz­li­ches Dankeschön an die Athletinnen und Athleten und an die Fans, dass sie Berlin die­sen tol­len Leichtathletik-Abend geschenkt haben. In die­sen her­aus­for­dern­den Zeiten war das ISTAF INDOOR in der Sportmetropole ein wun­der­schö­ner Lichtblick. Wir haben über­ra­gend Leistungen erlebt – und der Weltrekord im Stabhochsprung hat sprich­wört­lich gewackelt.“

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