20 Jahre Berufsausbildung für Leistungssportler an der bbw-Akademie

Donnerstag, 01. Oktober 2020


Eine Spitzensportkarriere währt nicht ewig – jede Sportkarriere endet einmal; dies jedoch in den wenigsten Fällen plötzlich und unerwartet. Daher kommt beim leistungssportlichen Einstieg von jungen Nachwuchsathleten der schulischen/beruflichen Entwicklung eine wichtige Bedeutung zu.

Für diejenigen, die nicht den Weg über das Abitur und ein Studium gehen, mussten Voraussetzungen entwickelt werden, die den Erfordernissen einer Mehrfachbelastung gerecht werden. Denn bis zur Beendigung der schulischen Laufbahn können in der Regel junge Leistungssportler ihre Trainings- und Wettkampfanforderungen mit den schulischen Erfordernissen in Übereinstimmung bringen. Bei der sich anschließenden Berufsausbildung ergaben sich oft schwer zu lösende Konflikte, die in vielen Fällen zu Entscheidungen gegen den Sport und für die berufliche Laufbahn führen.

Zur Lösung dieses Problems wurde im Jahre 2000 für Spitzensportler ein bis dato bundesweit einmaliges, leistungssportbezogenes Ausbildungskonzept entwickelt. Grundlage für diesen Modellversuch waren Vereinbarungen zwischen der Senatsverwaltung, der IHK Berlin, dem OSP Berlin und der bbw-Akademie. Den Startschuss für die Erstausbildung nahm die Senatorin a.D. für Arbeit, Berufliche Bildung und Frauen, Gabriele Schöttler, vom Senat Berlin vor.

Im Oktober 2000 startete an der bbw-Akademie in Berlin-Karlshorst, einer anerkannte Privatschule mit angeschlossener kaufmännischer Berufsfachschule und Fachoberschule, das Modellprojekt >Berufsausbildung für Leistungssportler<. Zunächst erfolgte die Ausbildung in zwei Ausbildungsberufen, seit 2003 findet diese ausschließlich zum Kaufmann für Groß- und Außenhandel statt. Dieses Modell war das erste Projekt deutschlandweit mit Bedingungen analog der Eliteschulen des Sports, in der Spitzensportler in einer Ausbildungsklasse zusammengefasst wurden.

Die fachlichen und prüfungsrelevanten Anforderungen weichen nicht von den einheitlichen Vorgaben der dualen Berufsausbildung ab. Die sportgerechte Ausrichtung beinhaltet im Wesentlichen folgende Flexibilisierungen:

  • Streckung der Ausbildungsdauer von 3 auf 4 Jahre
  • verkürzte Unterrichtszeiten (ca.20h/Woche)
  • ein schulfreier Wochentag
  • zeitliche Streckung des betrieblichen Praktikums von 1×6 auf 2×3 Monate
  • auf eine Schülerzahl von max. 20 reduzierte Klassenstärke
  • Ferienregelung analog der Schulen des Landes Berlin

Der Erfolg des Projektes ist nachhaltig; es wurde von anderen Olympiastützpunkten mit Erfolg „kopiert“.

Ein großer Dank an Dr. Andreas Forner/Geschäftsführer und Frau Martina Zemmrich/Projektleiterin sowie an das gesamte Lehrerteam.