Weitsprung-Krimi beim ISTAF INDOOR in Düsseldorf

Dienstag, 22. Februar 2022


Malaika Mihambo fliegt im letz­ten Versuch an die Weltspitze | 2650 Fans fei­ern die Leichtathletik / Bo Kanda Lita Baehre mit WM-Norm

Was für ein Finale! Im letz­ten Versuch kata­pul­tiert sich Weitsprung-Olympiasiegerin Malaika Mihambo auf 6,96 Meter – Meetingrekord, Weltjahresbestleistung und Höhepunkt der zwei­ten Ausgabe des ISTAF INDOOR Düsseldorf. 2650 Fans fei­ern am Sonntag in der Sportstadt die Leichtathletik, unter ande­rem springt der Lokalmatador die lang ersehn­te WM-Norm.

Malaika Mihambo fiel ein Stein vom Herzen. Wie beim ISTAF INDOOR in Berlin fand die Weitsprung-Olympiasiegerin auch in Düsseldorf schwer in den Wettkampf. Vor dem letz­ten Versuch lag ihre Bestleistung bei 6,39 Metern. „Es hat lei­der bei eini­gen Sprüngen das Timing nicht gestimmt, das hat 30 bis 40 Zentimeter an Weite gekos­tet“, sagt Malaika Mihambo. Dann der sechs­te Versuch – und end­lich stimm­te alles: 6,96 Meter, der Sieg beim ISTAF INDOOR mit Meetingrekord und Weltjahresbestleistung. „Es war toll, wie­der vor so vie­len Zuschauern sprin­gen zu dür­fen. In Kombination mit der Musikauswahl, die wir selbst tref­fen dür­fen, ist das ein ganz beson­de­res Flair beim ISTAF INDOOR. Da macht es ein­fach Spaß.“ Jetzt blickt Malaika Mihamo opti­mis­tisch nach vorn – auf die Deutschen Hallenmeisterschaften am kom­men­den Wochenende und das ISTAF im Berliner Olympiastadion am 4. September. „In Leipzig möch­te ich die Hallensaison abschlie­ßen, einen guten Wettkampf machen, noch ein­mal die 60 Meter lau­fen für mei­ne Schnelligkeit und den Titel holen im Weitsprung. Und ich hof­fe, im Sommer beim ISTAF in Berlin am Start zu sein und die ISTAF-Trophy zu gewinnen.“

Meetingdirektor Martin Seeber bilan­zier­te: „Malaika macht es ein­fach immer span­nend. Die 6,96 Meter im letz­ten Versuch sind eine her­aus­ra­gen­de Leistung. Dieser Sprung krönt ein rich­tig star­kes ISTAF INDOOR. Die Fans in Düsseldorf haben im PSD BANK DOME eine tol­le Stimmung erzeugt und die Athletinnen und Athleten beflü­gelt. Ein herz­li­ches Dankeschön an alle, die die­ses Fest der Leichtathletik mög­lich gemacht haben.“

Stabhochsprung: Bo Kanda Lita Baehre mit WM-Norm

Immer wie­der schlug sich Bo Kanda Lita Baehre (TSV Bayer 04 Leverkusen) vor sei­nem Versuchen auf die Brust. Ein Zeichen, dass er an sich und sei­ne Stärke glaubt. Schließlich war das ISTAF INDOOR ein beson­de­res Meeting für ihn als gebür­ti­gen Düsseldorfer. Viele Freunde und Familienangehörige waren im PSD BANK DOME live dabei und sahen den bes­ten Sprung in der bis­he­ri­gen Karriere des 22-Jährigen unter dem Hallendach. Im zwei­ten Versuch über­flog der WM-Vierte 5,81 Meter. Neun Zentimeter mehr als jemals zuvor in der Halle und gleich­zei­tig die Norm für die Hallen-WM Mitte März in Belgrad.

Die Zuschauer haben mich rich­tig gepusht. Jeder ein­zel­ne gibt dir so viel Energie, dar­um woll­te ich eine gute Show in mei­ner Heimatstadt zei­gen“, bedank­te sich Bo Kanda Lita Baehre bei den Fans. Es war das ers­te ISTAF INDOOR mit Zuschauern in Düsseldorf, nach­dem bei der Premiere im ver­gan­ge­nen Jahr die Ränge leer blei­ben muss­ten. Mit sei­nen 5,81 Metern hielt der Leverkusener ein star­kes Feld auf Distanz und setz­te sich vor Piotr Lisek (Polen), Matt Ludwig, Weltmeister Sam Kendricks (bei­de USA) und dem Deutschen Meister Oleg Zernikel (ASV Landau; alle 5,71 m) durch. Sein Vereinskollege Torben Blech folg­te mit Saisonbestleistung auf Rang sechs (5,61 m). „Wir sind drei gute Springer, ich freue mich auf die Hallen-DM kom­men­des Wochenende. Dort geht’s für uns um die bei­den Tickets für die Hallen-WM“, so der Leverkusener.

60 Meter Frauen: Ewa Swoboda eine Klasse für sich

Die einen sind Artisten mit dem Stab und über der Latte, die ande­re ist eine Startrakete. Über 60 Meter zeig­te Ewa Swoboda ihre Weltklasse. Die Polin schoss förm­lich aus den Blöcken und stürm­te der Konkurrenz mit 7,10 Sekunden auf und davon. Die mit in die­ser Saison glat­ten 7,00 Sekunden schnells­te Sprinterin der Welt setz­te sich klar vor ihrer Teamkameradin Pia Skrzyszowsla (7,22 sec) und einer stark auf­tre­ten­den Tatjana Pinto (7,24 sec) durch. Die Wattenscheiderin blieb im Finale wie im Vorlauf (7,28 sec) unter der Hallen-WM-Norm. Gina Lückenkemper (SCC Berlin) ver­pass­te nach einem guten Vorlauf (7,29 sec) im Finale den Start, hetz­te dem Feld hin­ter­her und wur­de am Ende Fünfte (7,34 sec).

Ich lie­be es, hier in Düsseldorf zu lau­fen, die Atmosphäre ist wun­der­bar und die Bahn ist hart und schnell“, sag­te Ewa Swoboda nach ihrem deut­li­chen Sieg. Zufrieden war auch Tatjana Pinto mit ihrem Rennen: „Ich hat­te eine lan­ge und har­te Vorbereitung im Hinblick auf den Sommer. Ich den­ke, dass ich noch schnel­ler lau­fen kann, wenn alle Puzzleteile zusam­men­pas­sen. Es ist ein Mega-Meeting, so soll­te jedes Meeting sein.“

60 Meter Männer: Cissé erneut vorn

Bei den Männern ent­wi­ckelt sich Artur Cissé immer mehr zum „Mr. ISTAF“. Der Sprinter von der Elfenbeinküste stürm­te über 60 Meter in 6,56 Sekunden zum Sieg und wie­der­hol­te sei­nen Vorjahreserfolg. 2021 hat­te er zudem die ISTAF-Trophy für den bes­ten Sprinter beim ISTAF INDOOR in Berlin und Düsseldorf sowie dem Freiluft-ISTAF im Olympiastadion gewon­nen. Die Plätze zwei und drei gin­gen an Frankreichs Dauerbrenner Jimmy Vicaut (6,62 sec) und den deut­schen Hallenrekordler Kevin Kranz (Sprintteam Wetzlar; 6,64 sec).

60 Meter Hürden: Gregor Traber Dritter – bei den Frauen tri­um­phiert Nadine Visser

Im Finale über 60 Meter Hürden brems­te sich Top-Favorit Paolo Dal Molin (Italien) nach 7,64 Sekunden im Vorlauf mit einem Fehlstart selbst aus. Den Sieg sicher­te sich der Olympia-Dritte von 2016 Milan Tarjkovic (Zypern) in 7,61 Sekunden vor Gregor Traber (LAV Stadtwerke Tübingen; 7,64 sec). „Mein Start war nicht so gut, aber dann bin ich in den Rhythmus gekom­men“, sag­te der Tübinger. Bei den Frauen mel­de­te sich Nadine Visser gleich mit einer Top-Zeit zurück. Die Hallen-Europameisterin setz­te sich bei ihrem Saisondebüt mit 7,93 Sekunden vor Berlin-Siegerin Reetta Hurske (Finnland; 8,01 sec) durch.

Pamela Dutkiewicz-Emmerich emo­tio­nal verabschiedet

Zuvor hat­te einer ande­ren Hürdensprinterin noch ein­mal die gro­ße Bühne gehört. Pamela Dutkiewicz-Emmerich wur­de in Düsseldorf offi­zi­ell von ISTAF-Meetingdirektor Martin Seeber und dem DLV-Vorstandsvorsitzenden Idriss Gonschinska ver­ab­schie­det. Zur Verabschiedung waren nahe­zu 100 Familienangehörige und Freunde der Wattenscheiderin gekom­men, die Ende 2021 ihre Karriere been­det hat­te. Die WM-Dritte von 2017 und EM-Zweite von 2018 erhielt ein Stück der Berliner Laufbahn als Erinnerung für ihre gro­ße Karriere sowie eine ISTAF-Dauerkarte auf Lebenszeit. Für vie­le wei­te­re beson­de­re Leichtathletik- und ISTAF-Momente.