Franziska van Almsick erhält „Goldene Sportpyramide“

Dienstag, 08. Oktober 2019


Ehrung der Deutschen Sporthilfe für das Lebenswerk des ersten gesamtdeutschen Sportstars / Preisverleihung am 21. November im Allianz Forum in Berlin

Pressemitteilung der Stiftung Deutsche Sporthilfe
Die „Goldene Sportpyramide“ geht in diesem Jahr an Franziska van Almsick. Die frühere Weltklasse-Schwimmerin, die nach der Wiedervereinigung zum ersten gesamtdeutschen Sportstar und zum Liebling der Nation avancierte, erhält die Auszeichnung am 21. November im Allianz Forum in Berlin. Das Preisgeld von 25.000 Euro geht traditionell an von der Preisträgerin zu benennende Projekte im Sport.

Franziska van Almsick war in den 1990er Jahren die erfolgreichste Schwimmerin Deutschlands. Zwischen 1992 und 2004 stand „Franzi“ international 43 Mal auf dem Treppchen, gewann zehn Olympiamedaillen, zwei Welt- und achtzehn EM-Titel und stellte zudem sechs Weltrekorde auf.

Mit dem Schwimmsport begann van Almsick im Alter von fünf Jahren in der damaligen DDR, für die bundesdeutschen Medien tauchte sie 1991 aber faktisch aus dem Nichts auf, als sie sich mit einem Schlag über 200 m Freistil von „null“ auf Platz 15 der Weltrangliste katapultierte. Den ersten Höhepunkt erreichte ihr kometenhafter Aufstieg bei den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona, wo sie als 14-Jährige je zwei Silber- und Bronzemedaillen gewann. Das „Nesthäkchen“ unter den deutschen Teilnehmern wurde zum „Liebling der Nation“. In der Folgezeit war ihre Karriere geprägt von vielen sportlichen Höhepunkten („Goldfisch“), aber auch von diversen Tiefschlägen („Franzi van Speck“). Bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta ging sie über 200 m Freistil als große Favoritin an den Start, gewann aber „nur“ die Silbermedaille. Dies war der Beginn einer Jagd nach einem Olympiasieg, der ihr bis zum Karriereende 2004 nicht gelingen sollte. Zur sportlichen Enttäuschung wurden die Spiele 2000 in Sydney, bei denen sie es in kein Einzelfinale schaffte; mit der Staffel gewann sie eine Bronzemedaille. Bei den Olympischen Spielen 2004 gewann sie zwei weitere Bronzemedaillen und beendete anschließend ihre Karriere.

War sie bei Niederlagen von Boulevard-Medien teilweise mit unter die Gürtellinie gehenden Beleidigungen bedacht worden, war nach 2004 von Häme und Schadenfreude nichts zu spüren. Der Spiegel schrieb: „Sie war der erste gesamtdeutsche Sportstar. Sie wurde überfordert, scheiterte grandios – und fand dennoch den Weg zurück, zur Athletin ohne Allüren.“ Von den Sportjournalisten wurde sie 1993 zur „Weltsportlerin des Jahres“ gekürt und war „Europasportlerin des Jahres“. Zur „Sportlerin des Jahres“ in Deutschland wurde sie 1993, 1995 und 2002 gewählt.

Nach ihrer Karriere arbeitete sie bei Schwimm-Großereignissen als Co-Kommentatorin für die ARD, 2006 für kurze Zeit auf RTL für die Formel 1. Seit 2008 ist sie bei der Deutschen Sporthilfe ehrenamtlich aktiv, seit 2010 stellvertretende Vorsitzende des Aufsichtsrates. Mit der „Franziska van Almsick“-Stiftung setzt sie sich dafür ein, dass Kinder sicher schwimmen können, wenn sie die Grundschule verlassen und hat dazu passend drei Kinderbücher veröffentlicht. Zudem engagiert sie sich für „Gesicht zeigen – für ein weltoffenes Deutschland“, die Tabaluga-Kinderhilfe, Aktion Courage, die Kampagne fair feels good, Verein „Sportler für Organspende“ und „Keine Macht den Drogen“.

Die Wahl des Preisträgers der „Goldenen Sportpyramide“ erfolgt durch die bisherigen Preisträger sowie den Sporthilfe-Stiftungsrat als unabhängige Jury. Seit dem Jahr 2000 wird die „Goldene Sportpyramide“ verliehen. Unter den Preisträgern sind u.a. Steffi Graf, Franz Beckenbauer, Heiner Brand, Henry Maske, Rosi Mittermaier-Neureuther, Uwe Seeler und Max Schmeling. Gleichzeitig wird Franziska van Almsick Mitglied der „Hall of Fame des deutschen Sports“, die damit zukünftig aus 117 Mitgliedern besteht. In diesem Jahr werden am 21. November in Berlin außerdem Gunda Niemann-Stirnemann (Eisschnelllauf), Martin Braxenthaler (Para Ski alpin) und Prof. Walther Tröger (Sportfunktionär) aufgenommen. Die im Jahr 2006 von der Deutschen Sporthilfe initiierte „Hall of Fame des deutschen Sports“ ist ein Forum der Erinnerung an Menschen, die durch ihren Erfolg im Wettkampf oder durch ihren Einsatz für Sport und Gesellschaft Geschichte geschrieben haben. Die „Hall of Fame“ wird von adidas begleitet und existiert „virtuell“ im Internet. Träger und vorschlagsberechtigt sind neben der Deutschen Sporthilfe der Deutsche Olympische Sportbund und der Verband Deutscher Sportjournalisten.

Drei Fragen an Franziska van Almsick:

Was bedeutet Ihnen die Auszeichnung mit der „Goldenen Sportpyramide“?
Ich fühle mich sehr geehrt, zumal alle noch lebenden Preisträger selbst in der Jury sitzen. Ich verstehe die Goldene Sportpyramide als eine Auszeichnung innerhalb der deutschen Sportfamilie. Es ist die höchste Auszeichnung im deutschen Sport.

Es ist eine Ehrung für das Lebenswerk, aber mit 41 Jahren sind Sie sicherlich noch nicht am Ende Ihres Schaffens. Was haben Sie auf Ihrer weiteren Lebens-To-Do-Liste stehen?
Vor zehn Jahren haben wir einen Verein gegründet, der sich darum kümmert, dass Kinder sicher schwimmen lernen. Mit der Umwandlung in eine Stiftung wurde der Grundstein für die nächsten Jahre gelebt. Mein Ziel ist es, einen Beitrag zu leisten, damit noch mehr Kinder sicher schwimmen können, denn schwimmen rettet Leben.

Wenn Sie die heutige Sporthilfe-Förderung mit der Ihrigen Anfang der 1990er Jahre vergleichen. Was hat sich verändert?
Als ich 1991, mit 13 Jahren, in die Förderung aufgenommen wurde, war das wie ein Ritterschlag für mich. Es war das Zeichen, dass ich zu den besten Nachwuchsathleten Deutschlands gehöre. Die erste finanzielle Unterstützung war für mich und speziell auch für meine Eltern großartig und wichtig. Damals wurden die Besten mit ca. 200 Mark unterstützt. Das war für damalige Verhältnisse sehr viel Geld. Und heute sind wir mit der Deutschen Sporthilfe in der Lage, deutlich intensiver zu fördern. Heute werden Top-Team-Athleten mit 800 Euro bis hin zu 1.500 Euro monatlich unterstützt, in der unmittelbaren Vorbereitung auf die Olympischen Spiele mit dem Förderprogramm ElitePlus sogar mit bis zu 2.500 Euro. Dazu kommt, und das ist in meinen Augen mindestens ebenso wichtig, eine exzellente Unterstützung auf dem Weg zur beruflichen Karriere. Die Sporthilfe hat in den letzten Jahren viel bewegt, damit eine Spitzensportkarriere kein entscheidender Nachteil für die spätere berufliche Laufbahn ist. Das ist extrem wichtig, um die besten Talente für den Leistungssport zu gewinnen.