DOG-Gesprächsreihe „Olympia hautnah“

Freitag, 09. Oktober 2020


Was macht der Corona-Schock mit Olympia und dem Spitzensport?

Zittern, Daumen drü­cken, Hoffen – seit Beginn der Corona-Pandemie gehö­ren die­se Disziplinen zum Trainingsplan der Spitzensportler in Deutschland. Zittern, ob die Corona-Situation beherrsch­bar bleibt. Daumen drü­cken, dass Training und Wettkämpfe mög­lich sind. Hoffen, dass bald gro­ße inter­na­tio­na­le Sportwettbewerbe, beson­ders Olympia und Paralympics 2021 in Tokio, statt­fin­den können.

In der Gesprächsrunde „Olympia haut­nah“ nahm sich die Deutsche Olympische Gesellschaft Berlin in Kooperation mit dem Berliner TSC (einem der leis­tungs­star­ken Großvereine in der Stadt) die Frage vor, wie die Sportlerinnen und Sportler den Corona-Schock erleb­ten und ver­ar­bei­te­ten. Gesprächsgäste waren der Wasserspringer Patrick Hausding, die Para-Schwimmerin Elena Krawzow sowie Harry Bähr, Leiter des Olympiastützpunktes Berlin. Moderiert wur­de die Gesprächsrunde von der ARD-Sportjournalistin und frü­he­ren Handballerin Birgit Hofmann.

Als Tokio abge­sagt wur­de, war ich geschockt und etwas durch­ein­an­der“, so Elena Krawzow. Die Berliner Sportlerin des Jahres 2019 muss­te neu pla­nen und das Bestmögliche aus der Situation machen: „Die Motivation war zwar nicht ein­fach, schließ­lich haben Wettkämpfe und Höhepunkte gefehlt. Aber wir haben die Zeit genutzt, um an mei­nen Schwächen zu arbeiten.“

Für Patrick Hausding, der in Tokio sei­ne vier­ten Olympischen Spiele erle­ben und sei­ne drit­te olym­pi­sche Medaille gewin­nen woll­te, war die Verschiebung der Spiele zwar eine „blö­de Situation“, weil das Jahresendziel plötz­lich weg war. „Es wäre für mich aber kein Weltuntergang gewe­sen, wenn Olympia in Tokio kom­plett abge­sagt wor­den wäre“, so Berlins Sportler des Jahres 2019. „Wenn ich mir die aktu­el­le Entwicklung auf der Welt anschaue, bin ich skep­tisch, ob die Spiele nächs­tes Jahr wirk­lich statt­fin­den kön­nen. Aber ich hof­fe wei­ter – und trai­nie­re auf das Ziel hin.“

Harry Bähr, Leiter des Olympiastützpunktes Berlin, sieht im inter­na­tio­na­len Sport eine gro­ße Verunsicherung, zeig­te sich aber zur Austragung der Spiele im nächs­ten Jahr zuver­sicht­lich: „Ich war erst skep­tisch. Mittlerweile den­ke ich aber, die wer­den es in Tokio schon hin­krie­gen. In Japan macht man sich vie­le Gedanken. Die Frage ist aller­dings: Wie sehen die Spiele aus? Keine Zuschauer, abge­speck­tes Programm, weni­ger Athleten?“ Für Patrick Hausding steht außer Frage: „Olympia geht nur ganz oder gar nicht. Die Solidarität unter den Sportlern ist da sehr aus­ge­prägt. Und wenn nicht alle mit­ma­chen dür­fen, dann gibt es eben kein Olympia.“ Fatal wäre dies aller­dings für die Nachwuchsgewinnung: Kein Olympia, kei­ne Sporthelden, kei­ne Vorbilder für Kinder und Jugendliche, denen sie nach­ei­fern können.

Berlins DOG-Präsident Richard Meng: „Diese Gesprächsrunde war für die DOG ein Neustart. Endlich wie­der rea­le Begegnungen, wenn auch unter Corona-Bedingungen. Endlich wie­der ein Gespräch über die drän­gen­den Fragen des Sports. Es hat sich gezeigt: Solche Veranstaltungen brau­chen wir wie­der. Denn die Athletinnen und Athleten brau­chen Aufmerksamkeit, sie brau­chen Unterstützung. Alle Hochachtung vor denen, die in sol­chen Zeiten enga­giert wei­ter­ma­chen und sich neue Ziele set­zen. Olympia und Paralympics blei­ben da das Maß der Dinge. Wir alle wün­schen uns, dass es 2021 in Tokio klappt, wenn es sein muss auch mit einem ver­än­der­ten, redu­zier­ten Konzept. Vielleicht ist das dann sogar eine Reformchance für die Zukunft.“