Interview mit den Ruderinnen Frauke Hundeling und Lisa Gutfleisch

Dienstag, 09. August 2022


Es wird spannend: Vom 11. bis 14. August 2022 findet im Rahmen der European Championships in München die Europameisterschaft im Rudern statt. Unter den 660 Athletinnen und Athleten, die um 24 Medaillenentscheidungen kämpfen, befindet sich auch das deutsche Skull-Team. Wir trafen Frauke Hundeling und Lisa Gutfleisch aus der Ruder-Nationalmannschaft zum Interview in Berlin.

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Interview mit Frauke Hundeling (27, Deutscher Ruder-Club von 1884 in Hannover)

Frauke, wie ist Dein aktueller Trainingsstand?

Ich bin gerade ziemlich fit und ohne Verletzungen oder Krankheiten durch den Sommer und die Saison gekommen. Ich bin also gut drauf und jetzt geht es Richtung Europa- und Weltmeisterschaft. Auf die Heim-EM Mitte August in München freue ich mich besonders. Ich bin in dieser Saison Doppelzweier gefahren und jetzt wieder im Doppelvierer, sprich im großen, schnellen Boot zu sitzen, ist schön.

 

Wie geht es nach der Europameisterschaft dann weiter?

Es folgen zwei Trainingslager und im September die Weltmeisterschaft. Mitte Oktober starten wir dann in Berlin mit dem Training für die Wintermonate, die gemeinsam stattfinden sollen, damit wir eine gute Grundlage haben für die Olympia-Qualifikation. Zur Weltmeisterschaft im September 2023 werden ja die ersten Plätze für die Olympischen Spiele in Paris 2024 vergeben. Die wollen wir uns direkt sichern.

 

Erscheint es Dir machbar?

Alles ist möglich!

 

Das klingt nach einem Lebensmotto. Hast Du eins?

Eine gute Freundin und ehemalige Schlagfrau hat mal gesagt “Schritt für Schritt ist schnell genug”. Da ich sehr ehrgeizig bin und alles sofort möchte, ist es gut, wenn ich mir das zu Herzen nehme.

 

Pflegst Du vor Wettkämpfen besondere Rituale?

Ich setze auf Routinen wie zum Beispiel Zeitpläne, die ich strikt einhalte, um der Nervosität zu entgehen. Für mich ist wichtig, immer das Gleiche abzuspielen, damit ich auf den Punkt fit bin, wenn es darauf ankommt.

 

Was ist Dein größtes sportliches Ziel?

Ganz klar eine olympische Medaille. Es geht aber nicht nur um Medaillen. Ich liebe auch das Drumherum der internationalen Wettkämpfe. Als Profisportlerin zu reisen und Leute kennenzulernen ist toll und ich genieße es immer sehr.

 

Steht noch ein bestimmtes Land auf Deiner Reiseliste?

Ich würde gern mal nach Australien. Leider steht das Land nicht auf der Wettkampfliste für die nächsten sechs Jahre und ich muss erst einmal schauen, wie lange ich den Sport mache.

 

Gibt es denn schon Pläne für danach?

Da ich Polizistin bin, werde ich natürlich da in irgendeiner Form tätig werden und der Polizeiarbeit nachgehen.

 

Du bist vor wenigen Jahren nach Berlin gezogen. Fühlst Du dich inzwischen heimisch?

Definitiv. Ich bin mittlerweile richtig angekommen. Ich habe aber noch eine Wohnung in Hannover, was eine finanzielle Unterstützung unabdingbar macht. Da von Deutsche Wohnen unterstützt zu werden, ist toll und erhöht meine Lebensqualität um einiges. Inzwischen wohne ich auch nicht mehr in einer Wohngemeinschaft, sondern alleine, was ich sehr zu schätzen weiß, da ich nach den Trainingseinheiten auch gern für mich bin.

 

Lädst Du als Teamälteste auch mal zu Dir ein?

Ich koche tatsächlich gern bei mir daheim und auch oft für die anderen aus dem Team. Mein Wohnzimmertisch ist groß genug.

 

Bleibt sonst noch Zeit für Hobbys?

Ich habe einen Fulltime-Job am Ruderzentrum und in den Herbst- und Wintermonaten muss ich bei der Polizei arbeiten, da bleibt wenig Zeit übrig. Zum Kaffeetrinken in Charlottenburg, Freunde treffen, Lesen und Netflixen reicht es aber.

 

 

Interview mit Lisa Gutfleisch (23, Heidelberger Ruderklub 1872 e.V.)

Lisa, Du bist frisch aus den USA zurückgekehrt. Wie ist Dein aktueller Trainingsstatus?

Ich fühle mich relativ fit, auch wenn es Richtung EM geht und man durch das gesteigerte Belastungstraining oft müde ist. Ich hatte aber eine gute Saison in Amerika und denke, dass ich hier in Deutschland darauf aufbauen kann. Aktuell sind wir im Achter eine neue Crew und machen viel Belastungstraining, damit wir auf der Rennfrequenz zusammenfinden.

 

Hast Du ein Ziel vor Augen, was die nächsten zwei Wettkämpfe angeht?

Auf jeden Fall eine Medaille im Frauenachter. Ob wir die WM fahren, steht noch nicht fest, deshalb liegt der Fokus jetzt erst einmal auf der EM.

 

Hast Du ein Ritual, das Du vor dem Wettkampf einsetzen wirst?

Auf jeden Fall ein gutes Warm Up an Land. Ich habe da ein paar Übungen aus Amerika übernommen, die ich gut finde und auch hier zum Einsatz bringe. Dazu viel trinken, ein kleiner Snack und gern auch mal ein bisschen Musik auf die Ohren. Manchmal singe ich sogar mit und tanze ein wenig, um locker zu werden.

 

Du bist im Juni aus den USA hergezogen. Wie lebst du jetzt in Berlin?

Ich habe in Charlottenburg von einem Teamkollegen über Deutsche Wohnen eine schöne Wohnung übernommen, was in so kurzer Zeit natürlich toll ist. Mit dem Rad kann ich zudem in kurzer Zeit zum Training fahren. Das ist perfekt.

 

Bleibt noch Zeit für ein Hobby?

In Berlin ist das eher schwierig. In Heidelberg, wo ich herkomme, halte ich zusammen mit meiner Mutter ein Islandpferd, und während der Corona-Pandemie kam noch ein Hund dazu. Mit ihm auszureiten macht den Kopf herrlich frei. Natürlich versuche ich, wieder öfter da zu sein.

 

Welche Ziele strebst Du sportlich an?

Ich will noch stärker werden, da ich oft damit kämpfe, genug Kraft zu haben und fit zu sein. Olympia ist mein großes Ziel und bis dahin alle Regatten mitzunehmen, die möglich sind, ist eine gute Chance, um bestmögliche Erfahrungen zu sammeln. In Luzern hatte ich gerade meine erste Senioren-Regatta, das war total aufregend und hat Spaß gemacht. Wenn es so weitergeht, wäre es schön.

 

Du hast in den USA studiert. Gibt es schon eine Idee, wohin die Reise nach Deiner Sport-Karriere gehen könnte?

Erstmal mache ich hier in Berlin mein Master-Studium weiter und schaue, wie es zusammenpasst mit dem, was ich in Amerika gemacht habe. Ich habe Nachhaltigkeit und Geografie studiert und würde gern in Richtung Kommunikation gehen, zum Beispiel im Bereich Öffentlichkeitsarbeit.