100 Jahre ISTAF

Montag, 13. September 2021


Fans und Athleten fei­ern rau­schen­de Leichtathletik-Party

So schön ist Leichtathletik! Über 20.000 Fans und Weltklasse-Athletinnen und -Athleten fei­er­ten im Berliner Olympiastadion den 100. ISTAF-Geburtstag – ein rau­schen­des Fest mit gro­ßen Emotionen und star­ken Leistungen zum Abschluss des Leichtathletik-Jahrs. Zwei Stars gelingt Historisches: Diskus-Olympiasiegerin Valarie Allman beför­dert den Diskus so weit, wie noch kei­ne Frau vor ihr in der 100-jährigen ISTAF-Geschichte. Und Publikumsliebling Johannes Vetter fei­ert als ers­ter Speerwerfer über­haupt sei­nen fünf­ten ISTAF-Sieg.

ISTAF-Meetingdirektor Martin Seeber: „Über 20.000 Fans, die aus­ge­las­sen fei­ern, fan­tas­ti­sche Athletinnen und Athleten, spek­ta­ku­lä­re Leistungen! Das war wirk­lich ein unglaub­lich schö­nes ISTAF-Jubiläum. Ich bedan­ke mich bei allen Fans, Partnern und Sponsoren und dem Land Berlin, ohne die wir die­ses tol­le Jubiläum nicht hät­ten fei­ern können.“

Für eine Speerwurf-Show sorg­te mal wie­der Johannes Vetter, der auch bei sei­nem fünf­ten ISTAF-Start nicht zu schla­gen war. Kein Speerwerfer fei­er­te jemals fünf Erfolge beim ISTAF, es war Vetters 15. Triumph im 17. Wettkampf die­ses Jahr. Trotz einer stra­pa­ziö­sen Woche mit dem drit­ten Meeting ließ er sein Arbeitsgerät noch­mal an die 90 Meter flie­gen. 88,76 Meter bedeu­te­ten einen unge­fähr­de­ten ers­ten Platz. Der Offenburger war rund­um zufrie­den: „Vielen Dank für das schö­ne Meeting. Einfach klas­se, dass alle Zuschauer und mei­ne Freunde hier waren und mich wun­der­bar unter­stützt haben. Dazu knapp 89 Meter, eine rund­um gei­le Sache.“

Heimspiel und Heimsieg: Für Gesa Krause pass­te mal wie­der alles beim ISTAF. Vor zwei Jahren hat­te sie im Berliner Olympiastadion einen inof­fi­zi­el­len Weltrekord über 2000 Meter Hindernis auf­ge­stellt, auch über die vol­len 3000 Meter Hindernis war sie schon ein­mal zum natio­na­len Rekord gerannt. Mit einer star­ken letz­ten Runde setz­te sie sich dies­mal aus einer klei­nen Spitzengruppe mit gleich drei Deutschen ab und hol­te ihren zwei­ten ISTAF-Sieg. „Das Olympiastadion ist für mich schon immer beson­ders gewe­sen. Es ist ein­fach wie nach Hause kom­men, ein ganz beson­de­res Flair – und das moti­viert natür­lich noch ein biss­chen mehr. Insbesondere, wenn mein Lieblingsmeeting den 100. Geburtstag feiert.“

Publikumsliebling Malaika Mihambo gab im letz­ten Wettkampf des Jahres alles, um das Berliner Publikum zu begeis­tern. Zwischenzeitlich setz­te sich die Olympiasiegerin, die sich im zwei­ten Versuch leicht am rech­ten Fuß ver­letzt hat­te, mit 6,70 Metern an die Spitze des Feldes, wur­de aber umge­hend wie­der von Jazmin Sawyers abge­löst. Die Britin erziel­te im fünf­ten Versuch die sieg­brin­gen­de Weite von 6,73 Metern. Mihambo war nach einer lan­gen Saison den­noch glück­lich: „Es war toll, hier zum 100. Geburtstag zu star­ten. Ich glau­be, das war das volls­te Stadion, in dem ich die­ses Jahr gesprun­gen bin. Da macht es noch­mal mehr Spass. Es war mir sehr wich­tig, hier gewe­sen und um den Sieg mit­ge­sprun­gen zu sein.“ Dritte wur­de die Schwedin Khaddi Sagnia mit 6,60 Metern.

Beim Stabhochsprung setz­ten die US-Amerikaner zum Höhenflug an. Sam Kendricks, kurz vor den Olympischen von COVID-19 aus­ge­bremst, knüpf­te an sei­ne Leistung von Zürich am Donnerstag an und war zum zwei­ten Mal beim ISTAF der gefei­er­te Sieger (5,93 m). Der Silbermedaillengewinner von Tokio, Christopher Nilsen (5,91 m), und KC Lightfoot (5,81 m) mach­ten den US-amerikanischen Sweep per­fekt. Bo Kanda Lita Baehre wur­de Fünfter mit 5,71 Meter. Kendricks gestand danach im Interview: „Ich bin ein rie­si­ger ISTAF-Fan, seit­dem ich den­ken kann.“

Über 100 Meter Hürden ver­hin­der­te die Olympia-Fünfte Nadine Visser aus den Niederlanden den nächs­ten USA-Dreierpack und setz­te sich in 12,73 Sekunden knapp vor Payton Chadwick (12,75 sec) durch. Bei den Männern war es über die Hürden eben­so span­nend. Devon Allen (USA) und Ronald Levy (Jamaika) duel­lier­ten sich auf hohem Niveau, am Ende trenn­te sie nur eine Hundertstelsekunde. Allen sieg­te in 13,10 Sekunden vor dem Konkurrenten, der ihm in Tokio die Bronzemedaille weg­ge­schnappt hatte.

Über zwei Jahre war Konstanze Klosterhalfen nicht mehr auf deut­schem Boden gestar­tet, für das ISTAF kehr­te die in den USA leben­de Leverkusenerin wie­der zurück. Beim Sieg von Kate Grace (USA) bei deren Hausrekord von 4:01,33 Minuten wur­de sie Fünfte (4:05,26 min). „Ich hät­te nicht gedacht, dass ich 771 Tage nicht in Deutschland gestar­tet bin. Das Publikum ist ein­zig­ar­tig und es war schön, wie­der in Berlin und beim ISTAF zu sein.“

Zu Höhepunkt des Nachmittags ent­wi­ckel­te sich der Diskuswurf der Frauen. Hier kam es zur Olympiarevanche zwi­schen US-Star Valarie Allman und der Potsdamerin Kristin Pudenz, die direkt mit viel Wucht los­leg­ten. Die Olympiasiegerin Allman stell­te im ers­ten Versuch eine Weltjahresbestleistung auf und schraub­te den nord­ame­ri­ka­ni­schen, den US- und den Meetingrekord auf 71,16 Meter. Damit setz­te sie sich auf Platz 18 der ewi­gen Weltbestenliste. Der Sieg war ihr nicht zu neh­men. Kristin Pudenz wur­de mit eben­so im ers­ten Versuch erziel­ten 64,52 Metern Zweite.

Über 400 Meter Hürden wie­der­hol­te Weltrekordler Karsten Warholm aus Norwegen sei­nen Vorjahressieg in 48,08 Sekunden. „Es ist immer wie­der groß­ar­tig, in Berlin zu lau­fen. Ich woll­te unbe­dingt hier star­ten, woll­te hier gewin­nen und Volker Beck [Anm. d. Red.: Olympiasieger von 1980, been­det sei­ne Karriere als lang­jäh­ri­ger Bundestrainer] mei­nen Respekt zol­len. Es war wirk­lich beson­ders, ihn zu tref­fen. Ich freue mich jetzt schon rie­sig auf das ISTAF 2022.“

Erst im vier­ten Versuch klapp­te der Start über die 100 Meter. Das hin­der­te Marvin Bracy aus den USA aber nicht dar­an, unter zehn Sekunden zu sprin­ten und die fünf­schnells­te Zeit beim ISTAF auf die blaue Bahn zu legen. In 9.95 Sekunden sieg­te er vor Jeremiah Azu aus Großbritannien, der in 10,16 Sekunden per­sön­li­che Bestzeit lief. Starker Dritter wur­de Julian Wagner in 10,18 Sekunden, er been­det das Jahr damit höchst­wahr­schein­lich als schnells­ter Deutscher. Bei den Frauen war die Olympia-Achte Daryll Neita aus Großbritannien in 11,04 Sekunden das Maß aller Dinge.

Packend ging es im Hochsprung zu, in dem sich die unter neu­tra­ler Flagge star­ten­de Russin Marisa Lasitskene und die Australierin Nicola McDermott als Einzige über 1,95 Meter schwan­gen. Lasitskene setz­te mit 1,98 Meter noch einen drauf, McDermott konn­te nicht mehr kon­tern. 2,02 Meter waren für die Olympiasiegerin dann zu hoch.

Ein furio­ses Solo leg­te die Deutsche 400-Meter-Meisterin Corinna Schwab hin. In 51,51 Sekunden stei­ger­te sie als Siegerin sogar ihre per­sön­li­che Bestleistung um 14 Hundertstelsekunden.

Die Para-Stars im Kugelstoßen begeis­ter­ten das Publikum schon am spä­ten Nachmittag. Niko Kappel stei­ger­te sei­ne Saisonbestmarke auf 13,83 Metern und war danach hell­auf begeis­tert. „Mit die­sen Zuschauern hier fliegt die Kugel gleich ein biss­chen wei­ter. Es war ein­fach eine tol­le Stimmung. Ich woll­te mich auf der Ehrenrunde bedan­ken für das, was da geleis­tet wur­de. Für uns Athleten ist das das Allergrößte“, sag­te der Kugelstoßer des VfB Stuttgart. „Am liebs­ten wür­de ich die Anlage, das Stadion und die gan­zen Fans mit nach Hause nehmen.“

Top-Stimmung auf den Rängen auch beim 100-Meter-Sprint der Para-Stars: 400-Meter[1]Paralympissieger Johannes Floors wur­de Zweiter (10,87 sec) hin­ter dem Italiener Maxcel Amo Manu, der mit Persönlicher Bestleistung tri­um­phier­te (10,84 sec).

Ins Leben geru­fen wur­de in die­sem Jahr die ISTAF-Trophy. In sechs Wettbewerben konn­ten Athletinnen und Athleten Punkte bei den drei ISTAF-Veranstaltungen des Jahres in Berlin (Olympiastadion und Mercedes Benz Arena) und Düsseldorf sam­meln. Bei Punktgleichheit ent­schied das bes­se­re Resultat vom ISTAF im Olympiastadion. Die Teilnahme hier war Voraussetzung, um in die Wertung zu kom­men. So konn­ten alle Siegerinnen und Sieger geehrt und mit Trophäe, einem Stück blau­er Bahn und 5000 Euro belohnt wer­den. All dies sicher­ten sich die Hürdensprinter Nadine Visser und Devon Allen, Weitspringerin Malaika Mihambo, Stabhochspringer Sam Kendricks sowie die Sprinter Daryll Neita und Arthur Cissé aus der Elfenbeinküste.