Page 44 - OSP Berlin Magazin 1-2025
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TRAININGSWISSENSCHAFT




            Blutfluss-Restriktions-Training


            Eine ergänzende Methode für

            Leistungsoptimierung und Rehabilitation





            Allgemeines zum BFR-Training                       (13,1 %) und vorübergehende Taubheit (1,3 %) wa-
                                                               ren . Schwerwiegende Komplikationen wie venöse
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            Das Blutfluss-Restriktions- (BFR) Training, auch   Thrombosen (0,055 %), Lungenembolien (0,008 %)
            Okklusionstraining genannt, ist eine Methode, um   oder Rhabdomyolyse (0,008 %) traten hingegen
            Anpassungen von Bindegewebe und Muskulatur (z.     extrem selten auf . Eine aktuellere Umfrage fand
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            B. Muskelwachstum und Kraftzuwachs) sowie der      sogar gar keine negativen Begleiterscheinungen
            Ausdauerleistungsfähigkeit mit deutlich geringeren   wie Thrombose oder Rhabdomyolyse . Ein erhöhtes
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            mechanischen Trainingslasten zu fördern . Durch    Risiko für Thrombosen stellt BFR-Training im Ver-
                                                 1,2
            das gezielte Abbinden von Extremitäten mit auf-    gleich zu traditionellem Krafttraining bei ansonsten
            blasbaren Manschetten oder Bändern am proxima-     gesunden Menschen ohne spezifische Vorerkran-
            len Ende der arbeitenden Muskulatur (ähnlich einer   kung nach heutigem Wissen also nicht dar 10,11 .Und
            Blutdruckmessung) wird der venöse Rückfluss        auch das Auftreten muskulärer Schädigungen nach
            eingeschränkt, während die arterielle Zufuhr zwar   BFR-Training ist nicht oder nur sehr geringfügig
            reduziert, aber weitgehend erhalten bleibt. Dies   präsent . Zudem sind negative Auswirkungen auf
                                                                     9
            führt zu einer Sauerstoffreduktion (Hypoxie) in der   die Nervenleitgeschwindigkeit bei gesunden Men-
            Muskulatur. Dadurch kommt es wiederum zu einer     schen nicht bekannt .
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            erhöhten metabolischen Belastung und einer ver-
            stärkten Rekrutierung schneller Muskelfasern 1,3,4 .
            Im Ergebnis lassen sich so trotz niedriger Trai-
            ningsintensitäten (20 - 40 % des Ein-Wiederho-
            lungs-Maximums [EWM]) ähnliche Anpassungen
            wie beim konventionellen Krafttraining mit hö-
            heren Lasten (70 - 80 % des EWN bei traditionel-
            lem Krafttraining) erreichen . Verbesserung von
                                     1,3
            Kraft- und Ausdauerleistungsfähigkeit , Muskel-
                                               1,3
            hypertrophie 1,3,5  sowie positive Wirkungen auf den
            Knochenmetabolismus  wurden sowohl bei jungen
                                 4
            Erwachsenen und Senioren als auch in der musku-
            loskeletalen Rehabilitation  (z. B. nach einer Kreuz-
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            bandplastik) und bei verschiedenen Krankheitsbil-
            dern  nachgewiesen.
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            Risiko und Sicherheit


            Der generelle Ansatz des BFR Trainings, das
            bewusste „Abbinden“ der Extremitäten über meh-       Gewichtheberin Antonia Ackermann hat das
            rere Minuten, weckt vermeintlich Sorgen bzgl.        BFR-Training im Rahmen ihrer Rehabilitation
            Thrombosebildung. Daher wird auch grundsätzlich      nach einer schweren Knieverletzung durch-
            empfohlen vor der ersten Anwendung oder nach         geführt. Zweimal pro Woche absolvierte sie je
            längerer Pause (ca. sechs Monate) entsprechende      eine Einheit mit eher geringen Lasten aber ho-
            Fragebögen zur Risikoeinschätzung auszufüllen.       hen Wiederholungszahlen. Antonia ist von der
            Auf Basis der aktuellen Literatur kann unter Be-     Wirksamkeit des BFR-Trainings überzeugt:
            rücksichtigung der individuellen Anamnese aber       „Meine Beinmuskulatur war deutlich ermüdet,
            nicht von einem signifikanten Risiko dieses Trai-    was das gewünschte Ziel war. Gleichzeitig
            ningsmittels ausgegangen werden. Ein Bericht aus     stellte ich erfreut fest, dass ich durch die
            dem Jahr 2006 über BFR-Training bei 12.642 Per-      reduzierten Lasten kaum bis keine Schmerzen
            sonen (ca. 32.000 Trainingseinheiten) zeigt, dass    im Knie verspürte.“
            die häufigsten Nebenwirkungen leichte Hämatome



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