Page 32 - OSP Einblicke 1-2023
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WAS KOMMT NACH DEM SPORT?
Einmal Hockey, immer Hockey
Natascha Keller im Interview
Sie war mehrmals Halleneuropameisterin und Hal- Also einmal Hockey, immer Hockey?
lenweltmeisterin , Europameisterin (2007), Olym- „Na ich habe zumindest einmal den Absprung nach
piasiegerin (2004), mehrmalige Deutsche Meis- 30 Jahren geschafft. (lacht) Mit sechs habe ich mit
terin, Welthockeyspielerin des Jahres (1999) und dem Hockey angefangen und mit 36 aufgehört. Ich
Rekordnationalspielerin. 2013 beendete Natascha denke, ich bin zum richtigen Zeitpunkt aus dem Leis-
Keller vom Berliner Hockey-Club (BHC) ihre tungssport ausgestiegen. Darüber bin ich
Karriere. Zehn Jahre später, im April total glücklich. Wir sind damals in der
2023, erfolgte ihre hauptberufliche Halle und auf dem Feld Deutscher
Rückkehr zum Heimatverein: Die Meister geworden und ich merkte,
45-jährige Berlinerin übernahm dass ich alles schön finde, aber
die Leitung des weiblichen nicht mehr so wichtig. Danach
Nachwuchsbereiches des war ich erst einmal weg vom
BHC. Hockey, was auch gut war.
Und jetzt bin ich wieder mit-
Natascha, Du hast 2013 tendrin und freue mich.“
nach 20 Jahren Bundesliga
Deine Karriere beim Berliner Hattest Du zwischenzeitlich
Hockey Club beendet. Was etwas vermisst?
ist seitdem alles passiert? „Nein, nichts. Mein Bruder war
„Vieles. Ich war Geschäfts- 2021 als Co-Trainer der Deut-
führerin und Gesellschafterin schen Nationalmannschaft bei
einer Agentur namens ‚Vollpension den Olympischen Spielen in Tokio.
Medien‘, die sich um das Manage- Das habe ich mit Freude verfolgt, aber
ment von Moderatoren, Schauspielern und ohne Traurigkeit. Ich durfte fünf Mal bei
Sportlern gekümmert hat. Als mein Bruder Florian Olympischen Spielen dabei sein, darüber bin ich
die Damenmannschaft des BHC übernommen hat, einfach nur froh und dankbar.“
fragte er mich, ob ich nicht Co-Trainerin werden will.
Da habe ich nicht lange überlegt und bin zurück zum Hat das professionelle Hockeyspielen langfristige
BHC. Zu dem Zeitpunkt, 2016, habe ich schon viele Wehwehchen mit sich gebracht?
Hockey-Camps für Kinder als Trainerin begleitet „Ich hatte als Aktive unter anderem mal einen Ermü-
und auch für das Unternehmen ‚BHP Hockeydirekt‘ dungsbruch und einen Bänderriss, nichts Dramati-
Hockey-Camps organisiert. sches. Am Ende meiner Karriere habe ich meinen
Körper natürlich schon gespürt, hatte Fersenproble-
2021 habe ich außerdem angefangen, eine U14 me. Vier Jahre nach meiner Hockeykarriere ist dann
Jungs-Hockeymannschaft von der SG Rotation meine Achillessehne gerissen, das ist bisher meine
Prenzlauer Berg mitzutrainieren. Einige Spieler*in- schlimmste Verletzung. Mein Vater war in meiner
nen des BHC, unter anderem meine Nichten, frag- Jugend mein Trainer und hat sehr früh Wert darauf
ten mich daraufhin: ‚Taschi, warum machst du das gelegt, dass wir viel Ausgleichssport und Gymnastik
nicht bei uns?‘ So kam es, dass ich seit letztem machen. Auch um den Rücken zu schützen.“
Jahr wieder bei der Jugend des BHC dabei bin.
Erst war es nur einmal die Woche. Im April 2023 Warum den Rücken?
bin ich dann wieder voll eingestiegen, und zwar als „Man sagt, dass Hockey auf den Rücken geht. Das
Leiterin des weiblichen Nachwuchsbereiches. Eine passiert allerdings verhältnismäßig wenig. Ich bin
schöne, neue Aufgabe! Ich bin hauptverantwortlich auf Rasen groß geworden, jetzt fangen die Kin-
für die U16-Mannschaft, kümmere mich aber auch der schon auf Kunstrasen an. Da muss man eher
um die anderen Mannschaften, um die Talentförde- schauen, ob das nicht auf die Gelenke geht oder
rung, die zukünftigen Nationalspieler*innen, Sport- anderweitig negative Auswirkungen hat, Richtung
Camps und so weiter.“ Knie zum Beispiel.“
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